Agile Strategy Map – Agile Strategieentwicklung in der Praxis

Wie Agile Strategieentwicklung konkret in der Praxis aussehen kann, erkläre ich Ihnen heute anhand des Beispiels aus dem letzten Blogeintrag. Erinnern Sie sich? Wir besitzen ein kleines, feines Bistro am Bodensee. Allerdings machten uns die Entwicklungen der vergangenen Jahre ein wenig Kopfzerbrechen: die Aufhebung der Franken-Euro-Anbindung kostet uns nach wie vor viele Gäste und heimische Lieferanten, auf die wir gerne zurückgreifen würden, können einfach keine kompetitiven Preise anbieten. Zudem sind wir uns unsicher, ob wir auf aktuelle Foodtrends wie Vegan oder Low Carb aufspringen sollen.

Viele Fragen, die uns dazu bewogen haben, unsere Strategie neu zu überdenken. Im Unterschied zur Strategiearbeit in den letzten Jahren möchte wir es diesmal aber agiler – konkret mit der Agile Strategy Map, versuchen. Dabei handelt es sich um eine Methode, bei der nicht das erdachte Ziel den Ton angibt, sondern tatsächliche Gegebenheiten und Umstände die Ziele wesentlich pragmatischer mitgestalten – bottom-up also. Dadurch möchten wir nicht nur Flexibilität, sondern vor allem mehr Realitätsnähe und Umsetz­barkeit gewinnen. Dafür verwenden wir den in der Abbildung dargestellten Raster und malen diesen einfach auf ein Blatt Papier. Dabei gehen wir wie folgt vor:

  • Ziel festlegen: Sie haben womöglich auch schon die Erfahrung gemacht, was mit Zielen passiert, die nicht messbar sind – sie werden nie erreicht. Wir achten deshalb darauf, dass die Umsetzung unseres Ziels auch wirklich messbar ist – immerhin möchten wir auch auf das „Ziel-erreicht-Gefühl“ nicht verzichten. Worauf wir auch nicht vergessen dürfen: wir haben eine Vision – dieser soll unser Ziel dienen.
  • Erfolgsfaktoren (Critical Success Factor CSF, Possible Success Factors PSF) finden: Wir denken in einem zweiten Schritt darüber nach, welche Faktoren dafür massgeblich sein werden, unser Ziel zu erreichen. Das können zum einen Dinge sein, deren Bedeutung wir aus Erfahrung bereits als sehr hoch und daher kritisch einschätzen können (sogenannte kritische Erfolgsfaktoren). Zum anderen kann es sich dabei aber auch um Faktoren handeln, deren Wirksamkeit wir noch nicht erprobt haben, denen wir jedoch ein gewisses Potential beimessen. Letztere werden als mögliche Erfolgsfaktoren bezeichnet. Kritische Erfolgs­faktoren sind in unserem Beispiel als CSF und mögliche als PSF gekennzeichnet.
  • Notwendigen Bedingungen (Necessary Conditions; NCs) identifizieren: Damit unsere Erfolgsfaktoren auch wirksam sein können, müssen bestimmte Voraussetzungen gegeben sein. Wir haben in unserem Beispiel ein attraktives Preis-Leistungsverhältnis als einen kritischen Erfolgsfaktor identifiziert. Damit wir diesem gerecht werden können, brauchen wir entsprechende Verträge mit unseren Lieferanten oder gänzlich neue Lieferanten, sodass wir unsere Ware entsprechend günstig beziehen können. Können wir das nicht sicherstellen, muss die gesamte Strategie hinterfragt werden. Ähnliches gilt für unsere Personalsituation bzw. unsere Infrastruktur. Schafft es unsere Küche aus Platzgründen nicht, innerhalb kurzer Zeit eine entsprechende Anzahl von Gästen zu versorgen oder können wir zur Mittagszeit nicht genügend Personal bereitstellen, die ein schnelles Service garantieren, können wir den kritischen Erfolgsfaktor „Schneller Service“ nicht gewährleisten.

Als KMU das tun, was ein KMU gut kann
Ich nehme an, spätestens jetzt erkennen Sie den Unterschied zu den traditionelleren Zugängen in der Strategieentwicklung. Bei der Agile Strategy Map wird den Gegeben­heiten (dem Kontext) sehr viel Bedeutung beigemessen. Wir wissen, dass wir insbesondere als KMU kaum in der Lage sind, Märkte zu verändern – und eigentlich wollen wir das auch gar nicht. Vielmehr möchten wir unsere Stärken ausspielen, zu denen definitiv die genaue Markt- und Kundenkenntnis gehört und daraus neue Möglichkeiten entwickeln. Selbstverständlich empfehle ich damit nicht, immer nur im eigenen Teich zu fischen. Die sogenannten möglichen Erfolgsfaktoren (PSF) in der Agile Strategy Map berücksichtigen Faktoren, die einen potentiellen Mehrwert für die Zielerreichung bringen können. Ihre tatsächlichen Implikationen sind allerdings noch nicht verifiziert – dies kann zum Beispiel durch ein Pilotprojekt bzw. durch einfaches Ausprobieren getan werden. In unserem Beispiel wären es die Faktoren „Kooperation mit Unternehmen“ oder „Social Media Vermarktung“, die beide noch nicht entsprechend ausprobiert wurden, von denen man sich allerdings Potential erhofft. Um es herauszufinden, werden wir eine Kooperation mit einem ausgewählten Unternehmen suchen und im eingeschränkten Rahmen auf Facebook, Instagram und Twitter aktiv werden. Damit unser Ziel aber realistische Chancen hat erreicht zu werden, müssen wir uns auf die kritischen Erfolgsfaktoren verlassen und denen Priorität einräumen.

Sie haben es von mir womöglich schon einmal gehört: Strategieentwicklung ist einfach! Und mit der Agile Strategy Map fast noch einfacher – probieren Sie es aus! Und sollten Sie auf Hürden stossen, stehe ich Ihnen gerne mit meinen Erfahrungen zur Seite. Kontaktieren Sie mich einfach unter urs.frey@7impact.com.

Herzlichst,
Ihr Urs Frey

Weitere Information zur Agile Strategy Map finden Sie hier.

Themen, die Sie auch noch interessieren könnten:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert