Zuerst wird aufgeräumt!

Diesen Satz haben wir wohl alle noch in den Ohren. Und noch immer tun wir es in vielen Fällen nicht freiwillig. Der Bedarf aufzuräumen besteht auch in Unternehmen – insbesondere in einer Zeit, in der jedes Unternehmen gefragt ist, sich zu verändern. Was in der Praxis häufig passiert, ist ein überstürzter Aufbruch in Richtung neue Organisations- oder Arbeitsweise wie zum Beispiel Lean, Agile oder New Work ohne Vorarbeit geleistet zu haben. So werden viele Reibungsverluste, Probleme, Hindernisse oder Haken des bestehenden Systems zugedeckt, aber nicht aus der Welt geschaffen.

Lean agierende Unternehmen sind wandlungsfähiger
Zuerst aufräumen und standardisieren, raten Experten. Oliver Mattmann und Daniel Odermatt sind CVO (Chief Visionary Officer) und CEO der Firma LEANCOM GmbH, einem Unternehmen, mit dem ich zum Thema Lean Management künftig zusammenarbeiten werde. Die beiden haben sich mit Lean Management bereits beschäftigt, als es noch nicht in aller Munde war. Sie wissen, wovon sie reden, wenn sie sagen, dass eine Veränderung ohne vorangehendes Aufräumen nur das Chaos automatisiert. Damit sprechen sie insbesondere den Bedarf an Aussortieren und Ordnen im Kontext der Digitalisierung an. Wir wissen, dass die Digitalisierung kaum einen Stein auf dem anderen lassen wird – wie im letzten Blogpost vorgestellt, erwarten 90 % der Führungskräfte grundlegende Veränderungen in den nächsten fünf bis zehn Jahren. Wir sind gefordert, uns weiterzuentwickeln. Und das fällt „aussortierten“, also lean agierenden Unternehmen leichter. Interessanterweise verweist auch die bereits erwähnte Studie „Erfolg im Wandel“ auf den Zusammenhang zwischen Wandlungsfähigkeit und Lean Management: „Mit der konsequenten Umsetzung von Lean Management in allen Bereichen eines Unternehmens verbessert sich nachweislich der Change Readiness Index.“

Wertschöpfung ohne Verschwendung
Denkt man darüber nach, wird das, was hier in Prozentpunkten ausgedrückt wird, einfach nachvollziehbar. Selbstverständlich sind Unternehmen, deren Prozesse ordentlich aufgesetzt und aufeinander abgestimmt sind, flexibler. Ihnen gelingt es, potentielle Reibungs-, Qualitäts- oder Effizienzverluste sofort zu identifizieren bzw. Verbesserungs- oder Automatisierungs­potential zu erkennen. Gleichermaßen sind Unternehmen, deren Wertschöpfungskette zu 100 % auf die Bedürfnisse des Kunden ausgerichtet ist, schneller mit Veränderung, weil sie den Kunden permanent im Auge haben. Wertschöpfung ohne Verschwendung, standardisierte Prozesse, 100%ige Kundenorientierung, das alles sind Merkmale eines lean geführten Unternehmens. KMU sind diesbezüglich schon allein aufgrund ihrer Ressourcen- und Marktsituation meist bereits sehr weit. Sie kennen Ihre Kunden oft persönlich und können sich Verschwendung und Reibungsverluste gar nicht erst leisten.

Der Mensch im Zentrum
Was mich persönlich beim Lean Management besonders anspricht, ist die Tatsache, dass Lean Management Mitarbeiter wieder ins Zentrum des Erfolges rückt. Daran erinnert hat mich wiederum der Lean Management-Guru selbst, Hitoshi Takeda, der auf einer Veranstaltung des industriellen Verbindungs- und Montagetechnik­spezialisten Bossard AG in Zug Ende März dieses Jahres sagte, dass es auf das Verhalten jedes einzelnen Mitarbeiters ankomme, wie innovativ und produktiv ein Betrieb sein könne. Takeda nimmt damit jeden Mitarbeiter in die Pflicht nach Perfektion zu streben, fordert gleichzeitig aber auch die Unternehmensführung auf, alles zu tun, um ihre Mitarbeiter voranbringen zu können. Auch für mich ist das der richtige Weg in die Zukunft!

Wie lean sind Sie persönlich?
Lean arbeiten beginnt bei jedem selbst. Die in der Abbildung dargestellte Eisenhower Matrix kann Ihnen helfen, in Ihrem eigenen Arbeitsumfeld etwas „leaner“ zu werden: Unterscheiden Sie ganz einfach das Wichtige vom Dringlichen bevor Sie mit der Abarbeitung loslegen! Damit stellen Sie sicher, dass Sie die Dinge zur rechten Zeit zu tun. Egal, welche Aufgaben auf Sie einprasseln, sortieren Sie sie zuerst immer in die Eisenhower-Matrix ein. Sie werden schnell bemerken, dass Sie einen viel zu großen Anteil Ihrer Zeit mit Dingen verbringen, die zwar dringend, in Wirklichkeit aber nicht wichtig sind. Vielleicht können Sie diese Dinge auch anders organisieren? Zum Beispiel delegieren? Oder vielleicht ganz streichen? Probieren Sie es aus! Ich bin gespannt auf Ihre Rückmeldungen!

Herzlichst,
Ihr Urs Frey

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